Paderborn (red). Eine neue Ära für den St. Louise-Kreißsaal: Die Geburtshilfe an der Frauenklinik St. Louise stellt zum 1. Januar 2023 auf ein Beleghebammensystem um. 38 Hebammen haben sich hierfür zu der Partnerschaftsgesellschaft „Hebammenteam Paderborn Köchling, Becker, Dahl und Partnerinnen“ zusammengeschlossen und werden die Geburten im Kreißsaal der St. Louise zukünftig als selbständige Beleghebammen begleiten. Eine Dienstbeleghebamme darf gesetzlich maximal zwei Schwangere gleichzeitig betreuen. Somit wird eine 1:2-Betreuung bei der Geburt garantiert. Eine Hebamme betreut höchstens zwei Frauen gleichzeitig und gewährleistet so eine noch engere und intensivere Betreuung der Schwangeren und Gebärenden.

Der Systemwechsel war ein langersehnter Wunsch des Paderborner Hebammenteams. Hebamme Janina Esau-Hoomann hatte die Umstellung initiiert. „Wir können nun Dienste nach Bedarf abdecken, zusätzliche Wochenbettvisiten anbieten und können den Schwangeren und Müttern mehr Zeit schenken. Als Dienstbeleghebammen sind wir flexibler und können dem Arbeitsaufkommen entsprechend den Betreuungsschlüssel kurzfristig erhöhen. Für uns reduziert sich dadurch der Stress im Klinikalltag“, erklärt Lena Heidenreich, Teamsprecherin.

Als größte geburtshilfliche Abteilung in NRW begleitet das erfahrene Team viele Geburten. Häufig sind die Rahmenbedingungen durch Beckenendlage, Mehrlinge oder Frühgeburten aufwendiger, dennoch liegt der Fokus auf der natürlichen Geburt. Gerade diese Geburten binden Hebammen sehr intensiv. Das Hebammenteam wird zukünftig in einem Drei-Schichtsystem arbeiten. Regelhaft werden dabei drei Hebammen im Dienst sein. Zusätzlich arbeiten weitere Hebammen im Rufdienst. „Zusammen mit den Ärztinnen, Ärzten und Pflegefachkräften bilden wir ein doppeltes Netz an Sicherheit: eine erstklassige geburtshilfliche Versorgung, eine noch individuellere Betreuung unter der Geburt und das angegliederte Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe für Risikoschwangere und -geburten.“

In den vergangenen Jahren mussten viele Geburtskliniken in der Umgebung schließen – auch weil gut ausgebildetes Fachpersonal fehlt. Das große Geburten-Plus in der St. Louise-Geburtshilfe ist mit vielen Überstunden aller Mitarbeitenden verbunden. Durch das Beleghebammen-System können die Partnerinnen sich zukünftig selbst organisieren, selbst über die Dienstmodelle entscheiden und ihre Leistungen einzeln abrechnen. Ein zusätzlicher positiver Effekt: den Hebammen wird es im Belegsystem leichter gemacht, auch im häuslichen Umfeld der Frauen zu arbeiten, z.B. bei der Vorsorge, Kursen oder der Wochenbettbetreuung zu Hause. „Das System ist für Hebammen sehr attraktiv. Wir konnten uns bereits über sehr viele Bewerbungen freuen – mehr als wir aktuell gemeinsam in Absprache mit den St. Vincenz-Kliniken einstellen können“, freut sich Teamsprecherin Andrea Gebertshan.

In der Geburtshilfe des St. Josefs-Krankenhauses Salzkotten ist das Beleghebammen-System schon seit Jahrzehnten fest etabliert. „Wir haben hier bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir Frauen Kontinuität und Sicherheit geben und attraktive Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeitenden schaffen. Daher haben wir den Wunsch der St. Louise-Hebammen, ebenfalls auf dieses System umzustellen, unterstützt“, so Dr. Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Kliniken.