Paderborn/Nieheim (red).  Parallel zur demographischen Entwicklung steigt auch das durchschnittliche Alter der Arbeitnehmer in den heimischen Betrieben. Um die Unternehmen für dieses Thema zu sensibilisieren und Strategien zum Umgang mit dem Problem zu entwickeln, haben die Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter e.V.(WIH) und die Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn (FHDW) die regionalen Unternehmen zu einer Veranstaltung eingeladen. Ca. 35 Teilnehmer aus Industrie und Dienstleistungen, dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie dem Hochschulbereich nahmen an der Auftaktveranstaltung in Paderborn teil.

In der Veranstaltung wurden den Teilnehmern die Ergebnisse einer empirischen Studie zum Thema „Arbeit alter(n)sgerecht gestalten“ vorgestellt. Diese Studie ist Teil des gleichnamigen Projektes, welches aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt wird. Es wurde von der WIH in Zusammenarbeit mit der FHDW als wissenschaftlichem Partner initiiert. Ziel des bis Anfang 2019 laufenden Förderprojekts ist es, Unternehmen der Region darin zu unterstützen, die Potentiale älterer Mitarbeiter rechtzeitig zu erkennen und effektiv zu nutzen. Denn mit einer älter werdenden Gesellschaft werden auch die Belegschaften in der Zukunft älter. Angesichts des heute schon in vielen Branchen erkennbaren Fachkräftemangels sind Unternehmen aber auf das Wissen und die Erfahrung älterer Mitarbeiter angewiesen. Unternehmen sollten sich deshalb, so der Vorsitzende der WIH, Jürgen Spier, frühzeitig darum kümmern, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Motivation ihrer Mitarbeiter möglichst langfristig zu erhalten.

Häufig, so Spier, gingen Unternehmen davon aus, dass Fähigkeiten der Mitarbeiter im Alter abnähmen. Die Potentiale, die ältere Mitarbeiter z.B. aufgrund ihrer Erfahrung, ihres umfangreichen Wissens, ihrer Übersicht und der Fähigkeit zu komplexem Denken mitbringen, würden oft nicht erkannt und genutzt. 

Die Ergebnisse der Studie bestätigen verschiedene Trends, die auch deutschlandweit erkennbar sind. So weisen 69 % der befragten Unternehmen heute eine Altersstruktur auf, die mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft zu einer alterszentrierten Beschäftigtenstruktur führen wird. Denn ein Großteil der Belegschaft ist bereits heute im mittleren Alter, zwischen 30 und 55 Jahre. Viele der Befragten äußerten die Befürchtung, dass sich im Falle einer alternden Belegschaft der Krankenstand erhöhen und dies zu damit verbundenen Kostensteigerungen führen wird.

Umgekehrt wird von 51 % der befragten Unternehmen besonders das Potential des Wissenstransfers zwischen den Generationen als positive Seite einer älter werdenden Belegschaft wertgeschätzt. Das Wissen eines langjährigen Mitarbeiters kann für das Unternehmen wertvoll sein. Lt. Studie haben bereits zahlreiche, in der Regel größere Unternehmen Maßnahmen der Gesundheitsförderung, der ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen und der Flexibilisierung von Arbeitszeiten umgesetzt.

Die Studie zeigt aber auch einen Handlungsbedarf. So sind Maßnahmen, die gezielt auf den Erhalt der Leistungsfähigkeit und Motivation älterer Mitarbeiter ausgerichtet sind, bisher kaum implementiert. Besonders großer Bedarf besteht in der rechtzeitigen altersgerechten Laufbahnplanung, der altersgerechten Gestaltung von Arbeitsinhalten und der Weiterbildung älterer Mitarbeiter. Insbesondere die gezielte individuelle Weiterbildung und Qualifizierung auch der älteren Mitarbeiter steht bei vielen Unternehmen nicht im Fokus. Hier besteht großes Handlungspotential.

Es gibt aber auch bereits positive Entwicklungen. So haben bereits mehr als die Hälfte der Befragten (58%) ältere Mitarbeiter (55+) rekrutiert, weitere 18% stehen dem offen gegenüber. Auch beschäftigen 44% der Befragten bereits heute Mitarbeiter über die Regelarbeitszeit (65 Jahre) hinaus, weitere 38%sehen dies als Option. Führungskräfte haben eine Schlüsselrolle bei der Nutzung der Potentiale älterer Mitarbeiter. Nur 27% der befragten Unternehmen haben ihre Führungskräfte im Hinblick auf die Thematik sensibilisiert. Eine stärkere Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter hätte einen großen positiven Effekt.

Die angeregte Diskussion unter den Teilnehmern zeigte das Interesse und den Bedarf an diesem Thema. Die WIH möchte in weiteren Veranstaltungen die Fragen vertiefen und sich dabei z. B. mit der Förderung des Wissenstransfers, der Bildung altersgerechter Teams, einer frühzeitigen Laufbahnplanung, altersgerechter Gestaltung der Arbeit oder auch der Qualifizierung und Weiterbildung älterer Mitarbeiter beschäftigen. Dabei soll die Veranstaltungsreihe allen interessierten Unternehmen und Betrieben offen stehen. Der nächste Termin ist am 09.01.2018. Mehr unter (Geschäftsstelle der WIH, T. 05251-6860367)

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