Kreis Höxter (red). Rund ein Fünftel aller Jugendlichen hätten persönlich Erfahrung mit Mobbing im Internet gemacht, erklärten die GRÜNEN im Kreis Höxter. Angesichts dieser Zahl dränge sich die Frage auf, wie viele junge Menschen im Kreis Höxter durch Cyber-Mobbing in Not sind und ob sie Hilfe bekommen. Eine offizielle Beratungsstelle und ein Hilfenetzwerk gibt es bislang nicht.

Mit ihrer Veranstaltung zum Cyber-Mobbing haben die GRÜNEN im Kreis Höxter auf die Dimensionen dieses Problems aufmerksam gemacht. Sie möchten das Bewusstsein dafür stärken, dass alle ihren Teil dazu beitragen können, Mobbing im Internet zu bekämpfen, und dass es ein Präventionskonzept und ein Unterstützungsnetzwerk braucht. 

„Die Digitalisierung wird unsere Gesellschaft sehr stark prägen. Wie jeder Fortschritt hat das auch negative Auswirkungen, wofür wir Antworten und Lösungen finden müssen“, führte Uwe Rottermund, Kreisverbandssprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in das Thema ein. „Auch für diese gesellschaftlichen Aspekte trägt Politik Verantwortung und nicht nur für die Versorgung mit Glasfaserleitungen.“ 

„Die besonderen Dimensionen vom Mobbing im Internet bestehen darin, dass Anonymität und Distanz die Hemmschwellen entscheidend absenken. Für die Betroffenen gibt es kein Entkommen und keinen Schonraum. Die Attacken und Erniedrigungen können mit rasender Dynamik und enormer Reichweite um sich greifen“, erläuterte Sigrid Beer, Landtagsabgeordnete aus Paderborn, die von ihrer politischen Arbeit zu dem Thema berichtete. „Führen wir uns vor Augen, dass mittlerweile fast alle Zwölfjährigen bereits über ein Smartphone verfügen. In diesem jungen Alter gehen sie ihre ersten Schritte der Online-Kommunikation. Da kann nicht verwundern, dass Fehlverhalten und Regelverletzungen stattfinden.“ Zugleich sei Erwachsenen, die Verantwortung für Heranwachsende haben, in der Breite noch nicht bekannt, was Dramatisches zwischen Kindern und Jugendlichen im Internet geschieht. „Dabei ist es enorm wichtig, dass Täter- und Opferrollen sich nicht verfestigen, sondern dass ein Ausweg gefunden wird“, machte Sigrid Beer deutlich. „Noch besser ist es, den Kindern rechtzeitig den Umgang mit den Internetmedien beizubringen.“

Und so sollte Cyber-Mobbing ein Thema für Eltern, für Schulen, ja bereits Kindergärten und für die Politik sein. „Ich ermutige ausdrücklich, dass alle hinschauen und sich dieses Themas annehmen. Eine Schule, die sich für Medienkompetenz einsetzt, die über Gewalt im Internet informiert und präventive Maßnahmen ergreift, zeichnet sich dadurch aus und handelt vorbildlich“, bezog Sigrid Beer Stellung für eine aktive Rolle der Schulen.

Die Gesamtschule in Brakel ist auf diesem Feld bereits aktiv, berichtete Schulleiterin Sandra Florsch von verschiedenen Aktivitäten, die unter anderem durch die große Unterstützung des Fördervereins der Schule stattfinden können. So gebe es neben anderen Projekten und Aktionen zu Beginn des kommenden Schuljahrs eine Aufführung der Jugendtheatergruppe „Die Flutlichter“ zum Thema Mobbing. Auch Sigrid Beer unterstrich die Bedeutung der Erfahrungsweitergabe und Unterrichtung durch Gleichaltrige. „Um das mal zu veranschaulichen: Lukas Pohland bietet mit 13 Jahren eine Beratungsplattform für Betroffene von Mobbing im Internet an, nachdem er selbst vergeblich Hilfe gegen Mobbing gesucht hatte. Und deswegen hat er auf Initiative der GRÜNEN auch als Experte bei einer Anhörung im Landtag zum Thema vorgetragen, was eine kleine Sensation gewesen ist. Das Thema ist also auch in der Landespolitik angekommen. Im Juli wird voraussichtlich unser Antrag zum Cyber-Mobbing eine breite Zustimmung erhalten“, freute sich die Landtagsabgeordnete der GRÜNEN.

„Ich denke, es ist deutlich geworden, dass die Digitalisierung zentral ist für die zukünftige zwischenmenschliche Kommunikation“, bilanzierte Uwe Rottermund die Veranstaltung. „Eine Verrohung von Sprache und Handeln, wie sie derzeit festzustellen ist, sollten wir als Gesellschaft nicht hinnehmen. Cyber-Mobbing betrifft nicht nur einige wenige, sondern geht uns alle an. Und alle können dagegen aktiv werden. Das ist die Botschaft unseres heutigen politischen Frühstücks, für die wir Sigrid Beer herzlich danken. Wir selbst nehmen einige Anregungen mit, als Partei hierzu Initiativen zu ergreifen.“

Foto: GRÜNE