Kreis Höxter (TKu). „Im Mittelpunkt steht der Mensch - Das Leben ist nicht verhandelbar“! Dieser Satz habe am meisten Gewicht, wenn es darum gehe, wie sich der Mensch im Verkehr verhält, sagte Markus Tewes, Leiter der Direktor Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Höxter bei der Bekanntgabe des Verkehrsberichtes 2021 der Kreispolizeibehörde Höxter. Wie in jedem Jahr hat die Führung der Polizei Höxter gemeinsam mit Landrat Michael Stickeln die Unfallzahlen aus dem vergangenen Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt.Die Zahl der Verkehrsunfälle im Kreis Höxter ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. 4.130 Verkehrsunfälle sind im Laufe des Jahres bekannt geworden, das bedeutet eine Steigerung gegenüber 2020 um 11,8 Prozent. Was jedoch die Unfallhäufigkeit betrifft, so könne sich der Kreis Höxter im Landesvergleich schon sehen lassen. Was aber die Schwere der Unfälle betrifft, so verunglücken die Menschen auf den Straßen im Kreis Höxter immer noch schwerer und tödlicher als im Landesvergleich. Als Grund dafür nannten Markus Tewes und der Abteilungsleiter der Polizei Höxter, Christian Brenski, die höheren Geschwindigkeiten, die auf Landstraßen gefahren würden. Insbesondere junge Erwachsene seien auch im vergangenen Jahr wieder überproportional im Vergleich zum Rest der Bevölkerung als Unfallverursacher in Erscheinung getreten. Es gehe darum, die Zahl der Opfer im Straßenverkehr deutlich zu reduzieren, die sogenannte „Vision Zero“ werde angepeilt. Dies könne aber nur erreicht werden, wenn alle Akteure, die am Straßenverkehr beteiligt sind, ihren Beitrag leisteten, sagte Landrat Michael Stickeln. Erfreulich sei die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfällen mit Unfallflucht, wo mehr als zwei Drittel der Straftaten auch dank Veröffentlichungen aufgeklärt würden. Für besonders schwere Unfälle steht der Polizei seit kurzem eine Unterstützungsgruppe aus Experten der Polizei Bielefeld zur Verfügung, die bereits neun mal im Kreis Höxter angefordert wurde.

Der Leiter der Direktor Verkehr, Markus Tewes, erläutert wie sich die Unfallzahlen im einzelnen verhalten: Die Anzahl der polizeilich bekannt gewordenen Verkehrsunfälle nahm um im vergangenen Jahr um 11,8 % zu. Während die Unfälle mit Personenschaden nur geringfügig um 1,7 % zunahmen, stiegen hingegen die Sachschadensunfälle um 12,9 % an, ähnlich wie die Wildunfälle. Insgesamt wird etwa der Schnitt der letzten 10 Jahre erreicht. Insbesondere die schweren Personenschäden nahmen zu. Die Anzahl der bei Verkehrsunfällen Verletzten insgesamt stieg um 2,8 %, die Anzahl der Schwerverletzten um 5,8 %. Die meisten Verkehrsunfälle werden dem Bericht zufolge im Stadtgebiet Höxter verursacht. Die höchste Unfallbelastung bezogen auf die Einwohnerzahl liegt in der Stadt Brakel. Hier kreuzen sich die beiden gut ausgebauten Bundesstraßen B64 und B252.

Verunglückte Kinder bis 14 Jahren:

Die Anzahl der verunglückten Kinder ging im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um eins zurück. Insbesondere wurden deutlich weniger Kinder schwerverletzt. Es verunglückten deutlich weniger Kinder als im Landesvergleich.16 Kinder nahmen aktiv am Straßenverkehr teil, als sie bei einen Verkehrsunfall verletzt wurden. Dies waren elf Fahrradfahrende, drei Fußgänger und zwei Kinder mit sonstigen Fahrzeugen. Fünf Kinder waren auf dem Schulweg an Verkehrsunfällen beteiligt.

Jugendliche bis 17 Jahren:

Die Anzahl der verunglückten Jugendlichen ging im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls geringfügig, um zwei, zurück. Insbesondere wurden weniger Jugendliche schwerverletzt. Es verunglückten weniger Jugendliche als im Landesvergleich. 17 Jugendliche nahmen aktiv am Straßenverkehr teil, als sie bei einen Verkehrsunfall verletzt wurden.

Junge Erwachsene bis 24 Jahre:

Diese Zielgruppe verursacht die meisten Verkehrsunfälle und in dieser Altersgruppe finden sich auch die meisten Opfer mit schweren Verletzungen bis hin zum Tod wieder. Die Zahl der Unfälle mit Jungen Erwachsenen sei gestiegen so Tewes. Insbesondere wurden laut Bericht mehr Junge Erwachsener schwerverletzt. Die Anzahl der Getöteten stieg von drei auf vier. Im Landesvergleich verunglückten im Kreis Höxter mehr Junge Erwachsene. 75 junge Erwachsene waren 2021 in einen Unfall verwickelt. Von den insgesamt sieben Verkehrsunfällen mit tödlichen Folgen sind fünf von Jungen Erwachsenen verursacht worden.

Senioren ab 65 Jahren:

Zur Zielgruppe der Senioren zählt man alle Verkehrsteilnehmenden vom 65. Lebensjahr an. Sie stellen einen Bevölkerungsanteil von 7,3 %. Die Verunglückten-Häufigkeitszahl für Senioren liegt im Kreis Höxter bei 226,27 und ist damit in etwa gleich im Landesvergleich NRW, wo die Zahl bei bei 233,89 liegt. Die Anzahl der verunglückten Senioren nahm im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um sieben ab. Es wurden allerdings mehr Senioren schwerverletzt. Es verunglückten in etwa so viele Senioren wie im Landesvergleich. 68 Senioren nahmen aktiv am Straßenverkehr teil, als sie bei einen Verkehrsunfall verletzt wurden.

Die Gesamtzahl der verunglückten Fußgänger sei im Vorjahresvergleich gesunken. Im Bereich Rad- und Pedelecunfälle wurden 98 Verkehrsunfälle polizeilich bekannt, an denen Fahrradfahrende beteiligt waren. 70 Personen erlitten dabei Verletzungen, eine Fahrradfahrerin davon tödlich. Die Anzahl der Verletzten entspricht etwa der Jahreszahl aus dem Vorjahr. Mit Pedelec-Fahrenden wurden 30 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen, Hierbei wurden 27 Menschen verletzt, davon 16 leicht und elf schwer. Bei den Schwerverletzten ist ein Rückgang um fünf zu verzeichnen. Von den 97 verletzten Fahrrad- und Pedelec-Fahrenden haben 58 den Unfall selbst verursacht. Vor allem diejenigen, die älter als 25 Jahre alt waren, tauchen deutlich häufiger als Unfallverursacher auf. Während die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle, unter Beteiligung motorisierter Zweiradfahrender, deutlich angestiegen ist, blieb die Anzahl der Verunglückten in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Jeder zweite Verunglückte, der mit einem motorisierten Zweirad unterwegs war, fuhr ein „großes“ Motorrad. 31 der verunglückten Zweiradfahrenden verunfallten ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmender (Alleinunfall). Bei 13 Verkehrsunfällen, bei denen ein motorisierter Zweiradfahrender verletzt wurde, war die nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit mit unfallursächlich.

Die Hauptunfallursachen:

In 201 Fällen handelte es sich bei dem begangenen Verstoß der Fahrzeugführenden um eine Hauptunfallursache, die zu einem der 369 Verkehrsunfälle mit Verletzten führte. Bei den im Jahr 2021 insgesamt 4.130 polizeilich registrierten Verkehrsunfällen im Kreis Höxter entfernte sich der Verursacher in 681 Fällen, dies entspricht 16,5 %. Jeder sechste Unfallverursacher machte somit nicht die erforderlichen Angaben zu seiner Unfallbeteiligung. Jeder Zweite, der sich unerlaubt von der Unfallstelle entfernte, konnte ermittelt werden. Die Aufklärungsquote konnte hierbei um 1,8 %-Punkte auf 48,5 % gesteigert werden. Für die Unfallfluchten mit Personenschaden konnte mit einer Steigerung um 6,1 % eine Aufklärungsquote 79,2 % erreicht werden. Dies sind Spitzenwerte in NRW.

Wildunfälle:

Die Anzahl der Wildunfälle nahm im Vergleich zum Vorjahr zu. 30 % der im Kreis Höxter registrierten Verkehrsunfälle sind Unfälle mit Wildtieren. Verkehrsunfälle mit Wildtieren sind oft auch Geschwindigkeitsunfälle. Bei angepasster Geschwindigkeit verringert sich der Brems- und Anhalteweg deutlich, so dass eine Kollision mit dem Tier oft vermieden werden kann. „Geben Sie sich und dem Tier eine Chance“, sagt Markus Tewes: „Passen Sie Ihre Geschwindigkeit überall dort, wo mit Wildwechsel zu rechnen ist, an“! Dies seien nicht nur Waldgebiete, sondern auch offene Flächen mit Ackerbau oder Weiden!

„Verkehrsunfälle passieren nicht – Verkehrsunfälle werden verursacht“, sagt auch der Leiter der Führungsstelle Verkehr, Dietmar Matthias. „Sie werden verursacht, weil sich Verkehrsteilnehmende nicht an die Unfallverhütungsvorschriften der Straßenverkehrsordnung halten, weil Menschen Fehler machen“, so Matthias. Diesen Fehlern versuche die Polizei durch Prävention vorzubeugen. Die Direktion Verkehr der Polizei Höxter wirbt daher für die „Vision Zero“ und unternimmt in vielen Bereichen Anstrengungen, um sich diesem Ziel anzunähern. Dazu setze die Polizei auf zahlreiche Konzepte zur Unfallvermeidung und wendet auch neue Techniken an: In einem ersten Schritt wurde bei der Polizei NRW im Jahr 2018 das Projekt „Sicherung digitaler Fahrzeugspuren nach Verkehrsunfällen durch die Polizei NRW“ eingeführt. In dem Zusammenhang wurde beim Polizeipräsidium in Bielefeld eine Gruppe installiert, die bei Unfällen mit tödlich oder schwerstverletzten Personen mit speziell ausgestatteten Geräten die Sicherung von digitalen Spuren an den beteiligten Fahrzeugen vornimmt. Ausgelesen werden beispielsweise Daten zum Fahrverhalten, zu Geschwindigkeiten, zum Bremsverhalten und zum Reaktionszeitpunkt. Mit diesen Daten ist ein Sachverständiger noch besser als bisher in der Lage, den Unfallhergang zu rekonstruieren und Hinweise zur Unfallursache zu finden. Das Team aus Bielefeld wird auf Anforderung auch für die Polizei im Kreis Höxter tätig. Im Jahr 2021 wurde das sogenannte ProDigi-Team hier insgesamt neun Mal eingesetzt. Einen weiteren wichtigen Stellenwert nehme die Verkehrssicherheitsberatung ein, die sich an alle Alters- und Zielgruppen wendet, in erster Linie aber an besonders gefährdete Verkehrsteilnehmende wie Kinder, Junge Fahrer und Senioren durch Präventionsarbeit in Schulen und vielem mehr. Als Beispiel zu nennen wären da Pedelec-Kurse oder der Einsatz einer „virtual reality“-Brille (VR-Brille), wobei man in eine virtuelle Welt eintauchen und bestimmte Verkehrssituationen nachstellen kann.

Fotos: Thomas Kube